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„Muzika yacu, Ubuzima bwacu“

[Sprichwort aus Ruanda]

Road-Trips 2014 - 2015

Road-Trips 2014 - 2015

Diesmal bestand unsere Music Road Gruppe aus vier Damen:

Tiina Sinkonen, eine finnische Opernsängerin, Airi Rink, der Leiterin von Crescendo und Psychotherapeutin, Swetlana Meermann, jetzt in Frankreich lebende Pianistin und mir, Marie-Elisabeth Hecker, Cellistin.

Das wir vier Frauen auch durchaus eine Herausforderung für Aimable Nsabayesu waren, kann man sich denken… Oft beim gemeinsamen Mittagessen mit Aimable, besprachen wir vier ziemlich chaotisch und durcheinander die nächsten Pläne.

Aimable saß schweigend daneben, bis wir ihn fragten: "Did you get it?" und er uns jedes Mal erklären musste, dass er nicht gleichzeitig essen und einer verwirrenden Frauenkonversation folgen konnte…

Schulanfang
Dabei hatten wir alle zusammen eine wirklich tolle Zeit mit sehr viel unterschiedlicher Arbeit…
Tiina, die oft in Afrika war und bei einem anderen Hilfsprojekt tatkräftig dabei ist, zeigte einen unglaublich sensiblen Umgang mit den ruandischen Schülern der Musikschule und ebenso im Waisenhaus. Wir wollten schon lange ein Chorprojekt ins Leben rufen und dies konnte im Februar tatsächlich verwirklicht werden. Tiina unterrichtete ca. 20 junge Erwachsene in Stimmbildung und übte leichte Stücke ein, die sie dann in einem Konzert zum Besten geben konnten.

Aimable und ich organisierten einen "Schulanfang" mit kleinen Geschenken für die Patenkinder, die den Musikunterricht von Pateneltern aus Europa bezahlt kriegen. Für diese spielten wir ein kleines Konzert. Wir wollten dadurch ihnen mitteilen, dass dieser Start in der Musikschule ein Grund ist, den man unbedingt feiern sollte!

Witwentag
Anschliessend ging es gleich ans Unterrichten: Swetlana die Patenkinder für den Klavierunterricht und ich die 5 Kinder, die Cello lernen wollen. Airi und Tiina haben uns dabei immer unterstützt durch ihre Anteilnahme für die Kinder.
Ein weiterer sehr berührender Tag, war der sogenannte "Witwentag", den Airi organisiert und mühevoll vorbereitet hatte. Mit Hilfe von Bibiche Rutunda, einer Pastorenfrau, versammelten sich  in Kigali ca. 100 Witwen aus dem ganzen Land verteilt. Airi hatte einen Vortrag vorbereitet, in dem es um innere Heilung geht.

Die Witwen haben meist die schlimmsten Dinge durchgemacht und die meisten ihre Ehemänner im Genozid verloren. Es war deutlich zu sehen, dass diese Frauen wahrscheinlich zum ersten Mal so auf ihre Verletzungen angesprochen wurden  und Lösungswege aufgezeigt bekommen haben.

Raum für Stille
Ein wichtiger Teil dieser "Veranstaltung" war Raum für Stille- etwas, dass dort sehr ungewohnt zu sein scheint. Diese wurde mit klassischer Musik untermalt, die Swetlana und ich für sie spielten. Ein gemeinsames warmes Mittagessen bekamen die Frauen und kleine Geschenke- ein einziger Freudentag. Danach durften sie noch eine Stadttour in Kigali machen- die meisten waren in ihrem Leben nicht aus ihrem Dorf herausgekommen. In der Mitte unseres Aufenthaltes gab der Chor ein kleines Konzert vor öffentlichem Publikum, wo Tiina ebenfalls mit Swetlana einige Lieder zum Besten gab und ich mit Swetlana Kammermusik spielte. Ein bunt gemischtes Programm verschiedenster Stilrichtungen… Natürlich darf bei unseren Aufenthalten nie ein Besuch in einem Waisenhaus fehlen. Diesmal waren wir wieder im Gisimba Orphenage, mit welchem die Musikschule eine Kooperation eingegangen ist, und wo die Patenkinder zuhause sind. Das geniessen wir immer am meisten- einfach mit den Kindern zu sein, Ihnen etwas vorzuspielen und sie selbst die Instrumente ausprobieren zu lassen.

Diesmal entdeckte ich einen künftigen Cellisten, der ein Naturtalent sein muss.

Ich suchte ihn, Elia, sofort als Patenkind aus, und bei meinem nächsten Besuch konnte er schon ein Lied spielen, obwohl ich ihn nicht mal unterrichtet habe.

Neben der täglichen Musikschularbeit fügten wir noch drei Vorträge ein. Ich hielt für die Erwachsenen einen Vortrag über Johannes Brahms und anschliessend schauten wir die DVD eines Live-Mitschnitts aus der 3.Sinfonie. Das ist für die Schüler immer ein Highlight, weil sie dann das Gefühl haben, im Konzert zu sitzen- Angebote in Ruanda für klassische Musik gibt es ja noch nicht.  Einen anderen Vortrag, mehr ein Spiel, hielt ich für die Kinder. Wir hörten Karneval der Tiere und ich bastelte ein Memoriespiel, wo sie raten mussten, welches Instrument welches Tier darstellt. Die Gewinnerin wurde ausgiebig mit Gummibärchen gefeiert.

Swetlana sprach für die Pianisten über die Romantiker im Klavierrepertoire.

Einen Kurzbesuch stattete ich der KICS ab, wo Lance Gaskill ein Schulorchester leitete. Ich gab dort einen Workshop und unterrichtet auch kleine Kammermusikgruppen. Die Zusammenarbeit mit Lance Gaskill ist für die Musikschule ein großes Glück.

Unsere Zeit rundete ein Kammermusikkonzert mit Swetlana und mir in einem schönen Saal der katholischen Kirche ab. Swetlana hatte ein Mammutprogramm zu spielen: den Chor begleiten, Tina begleiten, mich begleiten und ein großes Duoprogramm in einem öffentlichen Konzert. Ich bin ihr sehr dankbar für diese unglaubliche Bereitschaft!

Auch wenn diesmal kein "Urlaubstag" drin war, sind wir sehr erfüllt wieder nach Hause gefahren. Es ist jedes Mal wieder erstaunlich, meinte auch Swetlana, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung die Schüler und Lehrer, allen voran Aimable Nsabayesu, bei der Sache sind. Davor können wir uns nur verbeugen. 


Konzerte

In Ruanda gab es bis anhin noch keine klassische Kammermusikkonzert-Kultur. Durch das Goethe-Institut in Kigali haben wir bei vergangenen Besuchen zwei öffentliche Konzerte gegeben, die begeistert aufgenommen wurden. Das eine fand im Hotel Serena statt und das andere im Theatersaal des Goethe-Instituts. Auch in Zukunft sind weitere Konzerte geplant.

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